Ich hatte persönlich eine richtig gute Zeit mit Sony’s erster Virtual Reality-Brille. Klar war die Auflösung der Linsen etwas niedrig, die gefühlt 1.000 Kabel haben genervt und viele Spiele muteten eher wie Tech Demos an, die allerdings zum Normalpreis verkauft wurden. Zusätzlich erwies ich mich eher anfällig für Motion Sickness, was längere Sessions nur schwer ermöglichte. Und dennoch werde ich nie die ersten Momente in VR vergessen, in denen ich als Batman in „Batman: Arkham VR“ auf einem Hausdach stand und über Gotham blickte…

VR kann man so gut wie nicht beschreiben, man muss es eigentlich erlebt haben, um das Gefühl nachzuvollziehen können, auch wenn es immer eher ein Nischenprodukt war. Umso schöner ist, dass es kontinuierlich neue Inhalte sowohl von Sony, aber auch anderen Studios gab und man nun sogar einen Nachfolger herausgebracht hat. Und ich möchte euch gerne einen Überblick über die Hardware, besonders im Vergleich zum Vorgänger, das Spiele-Lineup und all das, was VR in 2023 auf der PlayStation ausmacht.

Fangen wir gleich mal dem Elefant im Raum an, denn schlug der Vorgänger zum Release mit knapp vierhundert Euro zu Buche, muss man für den Nachfolger mindestens sechshundert Euro in die Hand nehmen, einhundert Euro mehr als man bereits für die PS5 bezahlt, die eine Voraussetzung für PS VR 2 ist. An der PS4 ist das neue Headset nicht lauffähig. Und auch wenn das erst einmal nach einer fraglichen Preisentwicklung klingt, muss man berücksichtigen, dass das neue Headset out of the Box lauffähig ist und man keine weitere Peripherie, wie zusätzliche Controller, oder eine Kamera braucht. Rechnet man den Preis für die benötige Kamera und empfohlene Move-Controller ein, kommt man fast beim gleichen Betrag heraus.

Unboxing:
In der schicken Box des Headsets befinden sich neben der VR-Brille noch zwei neue Controller. Die Sense-Controller sind kreisförmige Grips, einmal für die linke und einmal für die rechte Hand. Weiter liegt ein Ladekabel für die Controller, ein in-Ear Stereo-Kopfhörer mit unterschiedlich großen Earbuds und eine Kurzanleitung bei. Optisch sieht das Headset zwar ähnlich zum Vorgänger aus, ist aber weniger wuchtig und dadurch auch angenehmer zu tragen. Mit seinem Farbenspiel aus Weiß und Schwarz fügt es sich dazu ziemlich gut zur Designsprache von PS5 und den anderen Accessoires hinzu.

Im Vergleich zum Vorgänger liegt keine Demo-Disk mehr bei, was aber wahrscheinlich der Tatsache geschuldet ist, dass es nun auch eine rein digitale Version der Konsole gibt. Verschwunden sind aber auch die proprietäre Box zum Anschluss und der Wust an Kabeln, denn das neue Headset kommt mit einem Kabel aus. Vertrieben wird VR2 für sechshundert Euro ohne zusätzliches Spiel, und für sechshundertfünfzig Euro mit „Horizon: Call of the Mountain“, dem VR-Ableger im Horizon-Universum. Als optionalen Zusatz gibt es noch eine Ladestation für die Controller, die nochmal mit fünfzig Euro zu Buche schlägt, aber eine lohnende Investition ist, da die Controller dann gleichzeitig und durch auflegen geladen werden was die Anschlüsse schont.
Technik:
Technisch ist der Vergleich der beiden Versionen wie Tag und Nacht, denn auch wenn beide Headsets auf OLED-Displays für die Linsen setzen, bot VR1 „nur“ Full HD, was zum Release schon nicht mehr Cutting Edge war und VR2 bietet nun natives 4K auf jedem Auge. Das Sichtfeld wurde von 100 auf 110 Grad erweitert und das Tracking setzt nun auf integrierte Kamera, anstatt optischer Erkennung anhand Lichtpunkten, was neben der zusätzlichen Kamera auch fehleranfällig ist, wenn die Beleuchtung im Raum nicht optimal ist.

Durch die verbauten Kameras bietet das neue Headset auf Knopfdruck auch eine Durchsicht, wenn man beispielsweise zur Wasserflasche greifen will, oder das das Telefon klingelt. Zum Tracking erzeugen die Kameras ein virtuelles Abbild des Raums und wir können den Spielbereich individuell eingeben und anhand dieses Modells und der Position des Headsets wird unsere Position ins Spiel übertragen. Die Sense-Controller fügen sich ebenfalls in diesen Mikrokosmos ein und liegen durch die Griff-Form nicht nur gut in der Hand, sondern verfügen auch über alle Knöpfe, die auch ein normaler Controller mit sich bringt. Sowohl das Headset, wie die Controller verfügen über Rumble und haptisches Feedback, was zusammen mit den adaptiven Trigger für tiefe Immersion sorgt.

Doch das ist noch nicht alles, denn Sony hat noch weitere Überraschungen in petto. So sind die Möglichkeiten zur Anpassung an den Kopf noch größer, wir können sogar unsere Pupillendistanz einstellen, um das beste Erlebnis zu bekommen und die Linsen verfügen über Eye-Tracking was für noch bessere Detailtiefe in den Spielen sorgt, da nur die Bereiche, die wir fokussieren in 4K wiedergegeben werden und der Rest niedriger, also ähnlich wie unser Auge auch arbeitet. Lediglich als in Ordnung zu bezeichnen sind die beiliegenden Kopfhörer, denn dabei handelt es sich um Centartikel, die den Premium-Eindruck des Headsets trüben. Es sind keine speziellen Audiotreiber verbaut und es wird wahrscheinlich drauf gebaut, dass man bereits ein besseres Headset besitzt, was ohne weiteres aber zusätzlich zur VR-Brille getragen werden kann und sofern man ein kabelgebundenes Headset, wie beispielsweise das SLYR verwendet auch direkt an den 3,5mm Klinkenanschluss eingesteckt werden. Bluetooth-Varianten, oder das „Pulse 3D“-Headset von Sony funktionieren natürlich genauso gut.
Die Spiele:
Aber kommen wir zum Herzstück des Erlebnisse, den Spielen und den Eindrücken, die sie vermitteln. Es gibt zwar noch nicht übermäßig viele Spiele, aber größtenteils handelt es sich dabei um Veröffentlichungen nach der Devise Klasse, statt Masse. Und es bleibt bei dem kleinen Überblick über ein paar ausgewählte Titel, die wir uns im Team angesehen haben, was aber über die einzelnen Spiele in den nächsten Wochen in ausführlichen Reviews vertieft wird. Leider ist VR2 nicht mit der Bibliothek von VR1 kompatibel, was den grundlegend unterschiedlichen Arten des Tracking geschuldet ist. So müssen wir uns zunächst mit der überschaubaren Liste an neuen Spielen begnügen. Doch diese haben es dafür ganz schön in sich und man hat eindeutig aus dem Launch des Vorgängers gelernt, wo es anfänglich eher dünn mit vollwertigen Spielen aussah. Dazu sei aber auch gesagt, dass die wenigsten Spiele, die jetzt erhältlich sind reine PS VR2-Titel sind, sondern entweder auf dem Vorgänger erhältlich waren und nun ein (teilweise kostenpflichtiges) Update erhalten, oder vom PC portiert wurden, was aber selbstverständlich keins der Spiele in irgendeiner Weise herabwürdigen soll.

Die Killer-App zum Launch wird wahrscheinlich für jeden „Horizon: Call of the Mountain“ sein, ein einzig für VR2 entwickelter Ableger aus dem erfolgreichen Horizon-Franchise. Zwar ist er mit knappen 6-8 Stunden Spielzeit vom Umfang her überschaubar, gerade wenn man berücksichtigt, dass es sich um einen Vollpreistitel handelt, doch die Implementierung der Features ist absolut phänomenal. Hier kann VR2 seine Muskeln spielen lassen. Wer sich hingegen gerne gruselt kann sich in „Resident Evil Village“ mit dem kostenlosen (!!!) VR-Update erneut in den Kampf stürzen, der nichts für schwache Nerven ist. Als Showcase für die Foto-realistische Grafik zu der das Headset in der Lage ist eignet sich hingegen der kleine Titel „Kayak VR: Mirage“, in dem wir allein mit einem Kajak durch unterschiedliche Areale paddeln können und mit dem entschleunigten Gameplay fast so etwas wie einen Kurzurlaub erleben. Dieses Spiel eignet sich auch besonders zur Demonstration für Freunde und Bekannte.

„Star Wars“-Fans kommen hingegen mit „Star Wars: Tales from the Galaxy’s Edge“ auf ihre Kosten, in dem wir uns frei in einer spannenden Geschichte in Feuergefechte mit Kopfgeldjägern und Co stürzen dürfen. Hierzu gibt es sogar eine kostenlose Demo im PSN, die einen recht guten Einblick in das Spiel bietet, das leider mit seinen 50 Euro einer der teureren Titel ist. Von einem Franchise zum nächsten kann man sich auch anstatt in eine weit entfernte Galaxy auch ins von Zombies überrannte Amerika in „Zombieland: Headshot Fever Reloaded“ flüchten, das zwar grafisch einer der hässlichsten Titel des Launch-Lineups ist, aber dieses Manko mit knalliger Arcade Action à la „House of the Dead“ mehr als wett macht.
Von Untoten kommen wir zu guter Letzt noch zu totgeglaubten (Genres), denn das Rhythmus-Musikspiel feiert mit gleich zwei Titeln ein mehr als gelungenes Comeback. So können wir in „Unplugged: Air Guitar“ virtuell in die Saiten greifen und unter Anleitung von Steel Panther-Leadgitarrist „Satchel“ die Bühnen der Welt erobern, oder steigen in „Drums Rock“ buchstäblich in die Hölle hinab, wo wir via virtuellem Drum Set gegen Monster und Dämonen kämpfen, was zwar total merkwürdig klingt, aber unglaublich viel Spaß macht, wobei es dem Spiel auch zu Gute kommt, dass es hier ebenfalls eine kostenlose Demo zum Download gibt. Wie gesagt, ausführliche Reviews zu diesen und weiteren Spielen folgen!
Fazit:
Wie schon der Vorgänger seinerzeit ist VR2 auch ein Nischenprodukt, doch da es dieses Mal auf der Höhe der Zeit ist und gleichzeitig mit einem beeindruckenden Lineup an Spielen aufwartet machen absolut Freude auf Mehr. Die Technik ist zwar auf den ersten Blick ziemlich teuer, es wird im Vergleich zum Vorgänger auch eine ganze Menge dafür geboten, man denke nur an den Sprung des DualShock 4 zum DualSense der PS5. Es wäre allerdings noch schön, wenn es einen Weg gäbe den Backkatalog der PSVR auch noch lauffähig zu machen, damit man nicht zwei Headsets herumliegen hat, zumal der Anschluss- und Kabelirrsinn der ersten Version so noch mehr auffällt. Für mich hat sich das Investment, auch der Berichterstattung über das Produkt, mehr als gelohnt und ich bin persönlich sehr gespannt auf die Spiele, die wir dafür noch bekommen, denn auch große Namen, wie „The Dark Pictures: Switchback VR“, „Firwall Ultra“, „Ghostbusters: Rise of the Ghost Lords“ und ein Highlight der letzten State of Play, „Before your Eyes„, stehen bereits in den Startlöchern. Und dabei wird es mit Sicherheit nicht bleiben…
Entwickler: Sony Interactive Entertainment
Publisher: Sony Interactive Entertainment
Erhältlich auf: PS5
NB@01.03.2023
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Ich warte noch etwas ab. Hatte zwar viel Spaß mit der VR1, war dann im Endeffekt aber dennoch über das eher dürftige Spielelineup enttäuscht. Letztendlich hatte ich fast die kompletten 60 Stunden mit meiner VR 1 nur mit Beatsaber verbracht, weil es ansonsten kaum interessante VR Spiele für mich gab.
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Hallo und vielen Dank für den Kommentar. Ich bin da absolut dabei, Sony hat bei VR1 nur wenige „richtige“ Spiele veröffentlicht und von Qualität war auch nicht alles. Für VR2 muss da dringend nachgelegt werden, damit die Brille nicht nur ein Gimmick bleibt
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